Estnisch
Eesti keel
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Estland, EU
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Die estnische Sprache begann sich im 12. und 13. Jahrhundert herauszubilden, als Ergebnis einer Vermischung von zwei oder drei Sprachen, die sich zu Beginn unserer Zeitrechnung von anderen baltisch-finnischen Dialekten trennten. Auch Deutsch und die slawischen und baltischen Sprachen haben die Entwicklung des Estnischen beeinflusst.
Zwei Dialektgruppen, substanziell von einander unterschieden:
Estnische Wörter werden gewöhnlich auf der ersten Silbe betont (doch es gibt auch Ausnahmen, zum Beispiel werden aitäh 'danke', sõbranna 'Freundin' und einige Interjektionen: ahah, ohoh auf der zweiten Silbe betont). Auch ältere Lehnwörter werden auf der ersten Silbe betont, wie etwa miljonär, apelsin, pensionär, während jüngere Lehnwörter wie in ihrer Herkunftssprache betont werden, zum Beispiel büroo, psühholoogia, kompuuter.
Vokale werden deutlich und ohne Reduktion ausgesprochen. Konsonanten und Vokale haben drei Längenstufen: koli (kurzes “о” – “einziehen”), kooli (mittellanges “о”, “der Schule”, Genitiv), kooli (langes “о”, “zur Schule”).
Konsonanten werden danach eingeteilt, ob sie stark oder schwach sind, und nicht, ob sie stimmhaft oder stimmlos sind. Der Konsonant g, b, d, d’ zum Beispiel ist nicht stimmhaft, aber schwach, mit einer leichten artikulatorischen Okklusion (Luftstromverschluss), so dass er akustisch mehr wie ein k, p, t, t’ klingt. Das estnische k, p, t, t’ wird mit längerer Obstruktion (Luftstromblockade) ausgesprochen. Konsonanten am Ende des Wortes werden nicht stimmlos. Starke und weiche Plosive werden zu Beginn des Wortes nicht anders ausgesprochen; so werden zum Beispiel die Wörter baas (“Basis”) und paas (“Kalkstein”) gleich ausgesprochen. Der Laut f erscheint nur in Lehnwörtern: film, faktor.
Die Aussprache ist in den meisten Fällen aus der Rechtschreibung ersichtlich.
Estnisch ist eine agglutinierend-flektierende Sprache. Grammatische Formen werden durch grammatische Indikatoren gebildet, und Endungen werden an den Stamm eines Wortes angehängt; zum Beispiel: Plural Adessiv (Nähe-Kasus) lauda+de+l (Stamm + Plural-Zahl-Indikator + Kasusendung) “auf den Tischen”; phonetische Wortveränderungen finden statt (lugema “lesen” — loen “ich lese”). Wörter können aus einer großen Zahl von Morphemen bestehen.
Das Estnische hat keinen Artikel und kein grammatisches Geschlecht. Es gibt einen Marker für weibliches Geschlecht bei Wörtern, die sich auf weibliche Personen beziehen, zum Beispiel: tanárnő ("Lehrerin"), titkárnő ("Sekretärin").
Estnisch hat 14 Fälle. Die Endungen beruhen auf einer Verschiebung der sogenannten starken und schwachen Grade, als Ergebnis davon kann das Wort substanzielle Veränderungen erfahren: tuba (“Zimmer”, Nominativ) - toa (“des Zimmers”, Genitiv).
Personalpronomen haben zwei Formen, kurz (unbetont) und voll (betont).
Estnische Verben drücken die Kategorie des Aspektes nicht aus. Es gibt zwei grammatische Zeiten, Gegenwart und Vergangenheit (einfache Vergangenheit oder Imperfekt, Perfekt und Plusquamperfekt). Die Zukunft wird entweder durch die Präsens-Form ausgedrückt oder durch analytische Formen zusammen mit dem Verb hakkama "beginnen" (oder saama "fähig sein"):
Die estnische Sprache hat vier Modi:
Man kann aus einem Verb 4 Partizipien bilden – Aktiv und Passiv in Präsens und Perfekt — und auch ein Gerundium: looma (“schaffen”): loov (“schaffend”, Partizip Präsens Aktiv), loodav (“(gerade) geschaffen werdend”, Passiv-Partizip Präsens), loonud (“geschaffen habend”, Aktiv-Partizip Perfekt), loodud (“geschaffen worden”, Passiv-Partizip Perfekt).
Das Estnische besitzt viele Wörter, die sich aus zwei, drei, vier oder mehr Komponenten zusammensetzen: